Dreimal Heimspiel gegen Biblis bei den Aktiven – Fragen an den neuen Coach Andreas Wolf zum Saisonstart

Am Wochenende startet die erste Herrenmannschaft der TG 07 Eberstadt in die Handball-Saison 2017/18. Im ersten Heimspiel am Samstag um 17:30 Uhr in der Hirtengrundhalle trifft man auf die TG Biblis, die bereits zwei Spiele hinter sich hat und mit 2:2 Punkten da steht. Erstmals in einem Punktspiel wird dann auch der neue Trainer Andreas Wolf auf der TG 07-Bank Platz nehmen – oder: neben ihr stehen. Er ist neu in Eberstadt und das ist Grund genug, ihn vorzustellen und mit ihm über seine Pläne zu sprechen.

(Zu den weiteren Spielen: Die Damen spielen um 15:40 Uhr gegen die FSG Biblis/Gernsheim II. Nach der 1. Herren spielt die “Zwott” um 19:15 Uhr gegen TG Biblis II.)

Andreas, Handball-Trainer in der A-Klasse: Das ist kein Vollzeit-Job! Was machst Du sonst?

“Ich habe inzwischen drei Kinder und wohne in Modau. Aber beruflich bin ich seit einem Jahr in Eberstadt als Trainer und Berater im Gesundheits- und Fitnessbereich.”

Darüber kam auch der Kontakt zur TG07?

“Ja, über Bernd Kalkhof und Alexander Möller. Sie haben gefragt, ob die Handballer nicht bei mir im Studio Fitness-Einheiten absolvieren könnten. Damit haben wir letzte Saison begonnen und die Truppe war mir sympathisch. Da zur neuen Saison Trainer zu werden, fand ich durch die Mischung aus Spaß am Handball und einem im Ansatz leistungsorientiertem Training nett.”

Ein Fitness-Trainer als Coach der 1. Mannschaft? Hast Du überhaupt Ahnung vom Handball?

“Ich habe lange Zeit beim TV Fränkisch-Crumbach in der Ober- und Landesliga gespielt und mit 26 relativ früh den Schritt gewagt, eine Bezirksoberliga-Mannschaft der TSV Modau als Spielertrainer zu übernehmen. Wir sind direkt in die Landesliga aufgestiegen und haben uns dort eine Zeit lang behauptet, bis wir wieder ab- und nochmal aufgestiegen sind. Erst in den letzten zwei Jahren war ich mehr oder weniger Standby-Handballer und habe nur noch ab und an als Trainer oder Fitnesstrainer ausgeholfen.”

Gleich der erste Trainerposten als Spielertrainer in der BOL? Nicht schlecht…

“Nein. Ich habe mit 16 bereits meine erste Mannschaft trainiert: eine weibliche B-Jugend. Danach dann Damen und weibliche A-Jugend auf Regionalliga-Niveau, auch noch während meines Lehramt-Studiums.”

Moment! Lehramt-Studium und jetzt nicht bei Abiprüfungen dabei sondern bei Leistungstests?

“Ich hatte auch Sport als Fach und habe während des Studiums alle möglichen Scheine im Fitness- und Athletikbereich gemacht. Deshalb bin ich dann irgendwann in diese Richtung gegangen. Aber ich habe Sonderschullehramt für erziehungsschwierige Kinder studiert. Das hilft mir bei der Betreuung von Erwachsenen-Handballmannschaften auch sehr.”

Mit der Erfahrung aus vielen Trainerjahren trotz niedrigen Alters: Wie sieht die Spielphilosophie aus, die Du in Eberstadt etablieren willst?

“Mein Ziehvater als Trainer war Martin Coors. Von ihm habe ich viel in Sachen Tempospiel und Spielidee übernommen. Aber es ist ein schwieriges Puzzle: Wir haben in Eberstadt wenige Spieler, die sowohl in Abwehr als auch Tempospiel und Angriff ein konstantes Niveau haben. Jeder hat vereinzelt starke Aktionen – die Mannschaft ist da wie eine Insel-Landschaft. Deshalb war die Aufgabe in der Vorbereitung zunächst, ein einheitliches Konzept zu vermitteln, so dass jeder weiß, was er zu tun hat.”

Wie lief die Vorbereitung?

“Wir sind gut vorangekommen. Ich denke, wenn ein gegnerischer Trainer nun zu Beobachtungen zu unseren Spielen kommt, erkennt er einen Plan was Abwehr, Tempospiel und Auslösehandlungen im Positionsangriff betrifft. Aber in der A-Klasse ist es in der Vorbereitung, das war ich so auch noch nicht gewohnt, auch etwas schwieriger, weil immer mal Spieler fehlen. Deshalb brauchen wir sicher noch etwas Zeit, bis das Konzept wirklich steht.”

Als Fitnesstrainer steht Fitness auch im Training der Mannschaft stark im Vordergrund?

“Angenommen zwei Mannschaften sind spielerisch etwa gleichwertig, dann ist die Fitness oft entscheidend – wenn man das Tempo hochhalten und die Aggressivität in der Abwehr beibehalten kann. Man sieht in der A-Klasse regelmäßig, dass ab der 40. Minute die Rückwärtsbewegung schlechter wird und es unnötige Zeitstrafen oder technische Fehler gibt. Das kann man durch Fitness ausgleichen. Aber hier bei der TG07 sind die Spieler, abgesehen von vereinzelten Ausnahmen, eigentlich fit. Da ist der limitierende Faktor eher das Spieltaktische und die Fähigkeit, den Gegner zu lesen oder die Rückwärtsbewegung und das Abwehrverhalten. Deshalb liegt der Fokus eher darauf.”

Wie sieht das Saisonziel aus?

“Das ist eine schwierige Frage. Es gibt zwei, drei Teams, die top in die Runde gestartet sind und als Favoriten gelten: Bensheim/Auerbach, Groß-Rohrheim und auch unser erster Gegner aus Biblis hat überraschend sicher gegen Pfungstadt II gewonnen. Ich vermute, dass sich nach 5-10 Spielen eins, zwei Mannschaften vorne etabliert haben. Beim Rest kommt es darauf an, eine Konstanz gegen die schwächeren Teams zu entwickeln. Wenn uns das gelingt und das Spielsystem sitzt, dann sind wir in der Lage, vorne mitzuspielen.”

Auch unabhängig vom Tabellenplatz: Womit wärst Du am Saisonende zufrieden?

“Bei Platz 1 wäre ich super happy, egal wie sich die Spieler entwickelt haben (lacht). Aber das halte ich für unrealistisch. Es gibt drei, vier jüngere Spieler mit großem Entwicklungspotential. Nehmen wir zum Beispiel Dominik Melk, der eine grandiose Vorbereitung gespielt hat und sich in Abwehr und Angriff entwickelt, weil er sich im klareren Konzept jetzt sicher fühlt und nicht mehr so viele Entscheidungen treffen muss. Oder Steffen Lott: schnell, athletisch, aber alles noch ausbaufähig. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir den drei, vier jungen Spielern mit großem Entwicklungspotential den handballerischen Werkzeugkasten erweitern könnten.”

Wie lange siehst Du Dich in Eberstadt?

“Ich sehe sehr großes Potential und eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Spielern, die sehr fit sind und auch die Möglichkeit haben, noch einiges dazuzulernen. Wenn das gelingt, dann wäre es ein schönes Projekt, die Mannschaft drei, vier, fünf Jahre zu entwickeln. Auch aus der Jugend kommt Potential nach und das Einzugsgebiet ist riesig, wodurch man vielleicht noch motivierte Spieler hinzugewinnen kann. Das steht und fällt mit attraktivem Handball, Teamspirit, Publikums-Resonanz, Sponsoren und aber natürlich auch dem Tabellenplatz – mit Rang 10 in der A-Klasse lockt man niemand.”

(Das Interview führte Felix Mattis.)

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